Symbole und Sinnzeichen des Glaubens:
Eine meiner frühesten Erinnerungen: Ich sitze auf dem Sofa, eingekuschelt in die weiche Wolldecke. Meine Mutter liest mit eine Gute-Nacht-Geschichte vor: Das Märchen vom Sternthaler. Ich bin zu klein, um eine Vorstellung davon zu haben, was es heißt „arm“ zu sein. Den Brotkanten des Mädchens stelle ich mir frisch vor, von unserem Bäcker. Und die Stelle im Wald kann ich deutlich vor mir sehen: da haben wir neulich Picknick gemacht. Eine anheimelnde Vorstellung ist das: so spät noch im Wald sein und die Sterne ansehen. Und dann ist plötzlich der Zauber zerstört: „Da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Thaler.“
Eine meiner intensivsten Erinnerungen: Mit einem Studienkollegen wandere ich im Hochgebirge. Am Abend sind wir zu müde, um noch das Zelt aufzubauen. Nach Regen sieht es ohnehin nicht aus. Wir rollen das Zelt nur aus, schieben die Rucksäcke unter die Plane und legen uns zu beiden Seiten daneben. Nachts wache ich auf und sehe den Sternenhimmel meines Lebens über mir. Ich schaue und schaue und kann mich nicht satt sehen. Immer weiter erscheint mir der Raum. Manche Sterne kommen mir näher, andere weichen zurück in die Tiefen der Himmel. Ich fühle mich gesegnet.
„Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen?
ER führt das Heer der Sterne heraus und ruft sie alle mit Namen.“
So lese ich im Jesajabuch und einige Verse weiter steht dieses wundervolle Wort:
„Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ Ja, so empfinde ich das!
Merkwürdig aber, dass Jesaja ziemlich einsam dasteht mit seinen (und meinen) Sternen. Abraham ist noch so einer, der unter einem großartigen Sternhimmel mit seinem Gott spricht und Hoffnung schöpft.
Aber sonst schaut das Alte Testament eher misstrauisch auf Leute, die sich mit den Sternen beschäftigen. Das war zu nahe an der Astrologie. Die war verpönt in Israel. Das muss man wissen, wenn man von den drei Weisen aus dem Morgenland liest, die die Geburt eines neuen Königs aus den Sternen herausgelesen hatten. Für einen Gelehrten in Jerusalem waren das zwielichtige Gestalten - ideologisch kamen die von der Gegenseite!
Und deshalb bleiben die Gelehrten auch in ihren Jerusalemer Gelehrtenstuben und gehen nicht die wenigen Kilometer nach Bethlehem. Schade eigentlich! Was kann man nicht alles verpassen, wenn man den Rahmen seines Glaubens zu eng steckt! Geh hinaus, stell dich unter Gottes weiten Himmel, schau was Dir da aufgeht! Und lass das tief auf dich wirken.
Eigentlich ist da nur ein einziger Stern, den du brauchst. Ein Stern, der dir Orientierung gibt. Ein Stern, der dir Hoffnung schenkt. Traue diesem Stern.
Vielleicht hängst du dir in deiner Wohnung einen schönen Stern auf als Zeichen und Erinnerung an diesen Stern, der dir aufgegangen ist. Diesem Stern traue.
(Und misstraue den vielen Sternen, mit denen die Werbung dir das Blaue und das Goldene vom Himmel verspricht. Wenn aus Sternen Taler werden, damit der Rubel rollt, dann ist der Zauber zerstört.)
Pfarramt Hallesche Straße 15a, 06366 Köthen
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